Swiss Radio Day 2019: Kuchen, Komplimente und Kooperationen zum 20. Geburtstag

Aktuell 30.08.2019

Rund 400 Radioschaffende sind am Donnerstag der Einladung an den Swiss Radio Day ins Zürcher Kaufleuten gefolgt. Dort wurde nicht nur referiert und diskutiert, sondern auch gefeiert: Zum 20. Mal fand heuer das wichtigste Branchentreffen statt. Die Zusammenarbeit zwischen der SRG und den Privatradios anlässlich des Swiss Radio Days sei eine Erfolgsgeschichte, lobte der scheidende Co-Geschäftsführer Marc Savary. Doch ein Blick zurück zeigt: Nicht immer war die Stimmung so gut.

Happy-Birthday-Töne, eine riesige Geburtstagstorte und rundherum das gesamte Swiss-Radio-Day-Team: Wie man sich fühle, wenn das eigene «Baby» 20 werde, will Moderatorin Maria Victoria Haas von Martin Muerner, Mitgründer des Swiss Radio Days, wissen. «Die Pubertät ist überstanden. Der Anlass ist so erfolgreich wie noch nie», sagt er stolz. Die Zahlen belegen dies: Rund 400 Radioschaffende sind zur 20. Ausgabe im Zürcher Kaufleuten erschienen.

Dennoch gibt es nebst Feierlaune und Euphorie einen Wermutstropfen: Für Marc Savary, Leiter Projektkoordination SRG, ist es der letzte Swiss Radio Day als Co-Geschäftsführer der Radio Events GmbH. Neben ihm auf der Bühne steht Jürg Bachmann, Präsident Verein Schweizer Privatradios (VSP) und ebenfalls Co-Geschäftsführer von Radio Events. Bachmann lobt Savarys Effizienz, seine freundschaftliche Art und seine Diplomatie: «Wann immer es kriselte zwischen den Privaten und der SRG, haben wir Marc angerufen.» Als Dankeschön erhält Savary ein DAB-Radiogerät – so wie sämtliche Bundesrätinnen und -räte, die in Vergangenheit am Swiss Radio Day aufgetreten sind.

Lanciert wurde der Event im Jahr 2000 vom früheren Goldbach-CEO Klaus Kappeler und VSP-Vertreter Martin Muerner. «Die Branche hatte damals das Bedürfnis, einem breiten Publikum die Faszination und Stärke des Mediums Radio zu zeigen und sich auszutauschen. Einen Anlass, der alle wichtigen Player der Schweizer Radiowelt zusammenbrachte, gab es zuvor nicht», erklärt Bachmann am Rande der Veranstaltung. Die ersten Erfahrungen seien ermutigend gewesen und so sei eine Tradition entstanden.

Eine Erfolgsgeschichte der Zusammenarbeit zwischen SRG und Privaten

2003 stiess die SRG dazu und gründete zusammen mit dem VSP eine GmbH. Damals war die Zusammenarbeit zwischen den Privatradios und der SRG nicht so selbstverständlich und gut wie heute. «Die Konkurrenz war gross und man hat sich nichts geschenkt», erinnert sich Bachmann. Und Savary ergänzt: «Vor 20 Jahren gab es zwischen der SRG und den Privaten praktisch keine Diskussion. Mittlerweile sei ein Dialog in der Branche entstanden – und das sei nicht zuletzt das Verdienst des Swiss Radio Days: «Der Anlass ist eine Erfolgsgeschichte der Zusammenarbeit zwischen den Privaten und der SRG», ist er überzeugt.

«Während sich die SRG und die Privaten im Programm nach wie vor konkurrenzieren, arbeiten sie nun in vielen Bereichen der Marktentwicklung eng zusammen», sagt Bachmann, «sei es bei der Nutzungsforschung in der Stiftung Mediapulse, bei der digitalen Migration auf DAB+, beim Swiss Radioplayer oder im Rahmen des Swiss Radio Days.» Obwohl sich das Gipfeltreffen der Radiobranche in den letzten 20 Jahren gewandelt und vergrössert hat, ist die Grundidee die gleiche geblieben: «Einerseits geht es um den fachlichen Austausch, andererseits um das Networking unter den Radioschaffenden», hält Savary fest.

Das Radio – eines der reichweitenstärksten Medien

Eine der ersten Referentinnen, die im Hauptsaal des Kaufleuten auftritt, ist SRF-Direktorin Nathalie Wappler. Sie zeigt sich zuversichtlich: «Radio ist gegenwärtig eines der reichweitenstärksten Medien der Schweiz. Wöchentlich erreichen die Radios von SRF acht von zehn Deutschschweizerinnen und Deutschschweizern.» Doch das Audioangebot vervielfältige sich: Noch nie habe es in der Deutschschweiz so viele Möglichkeiten gegeben, Audio zu konsumieren. Eine repräsentative Audiostudie von SRF habe gezeigt, dass Audio-on-Demand Angebote wie Podcasts zunehmend an Einfluss gewinnen würden. «Für uns als Produzenten bedeutet das: Wir müssen agil bleiben, um diesen Veränderungen zu begegnen», so Wappler.

In Zukunft sollen Podcasts bei SRF besser gefunden werden: «Geplant ist schon für diesen Herbst eine kuratierte SRF-Podcastseite, die sich Audioinhalten widmet und unsere Podcasts leicht und auffindbar präsentiert», verkündet die SRF-Direktorin. Am Ende sei aber – trotz aller Innovation und Kundenorientierung – eines wichtig: die Kooperation. Der Wandel beginne und ende nicht bei SRF: «Um die gewaltigen Herausforderungen zu meistern, müssen wir gemeinsam voran.» So kündigt sie an, dass die SRG-Audiodatenbank mx3.ch ab sofort sämtlichen Schweizer Radiosendern zur Verfügung stehe (siehe Medienmitteilung vom 29. August 2019). Dieser Schritt sei wichtig, findet auch Samuel Vuillermoz, Leiter von mx3.ch. «Unser Feind ist nicht das Lokalradio von nebenan, sondern die Internet-Streaming-Dienste und die Konkurrenz von aussen.»

Hackdays, Networking und ein Blick in die Zukunft

Am Nachmittag entführt Sara Moser, Fachspezialistin Digitale Transformation SRG, das Publikum in die Welt der Hackdays. Die Hackdays sind ein Format der SRG, bei dem sich Programmiererinnen, Designer und Journalistinnen treffen und innert 24 Stunden innovative Projekte mit Medienbezug auf die Beine stellen. Ivan Canetti, Head of Multimedia Technical Team von RSI, und Philipp Meyer, Chef vom Dienst CR Radio von SRF, präsentieren dabei je ein Highlight der diesjährigen Ausgabe.

Während Sara, Ivan und Philipp in der Lounge über Smartspeakers und die Hackdays referieren, unterhalten sich etliche Gäste draussen im Foyer: «Genauso wichtig wie die Podien und Referate im Saal sind die informellen Diskussionen im Korridor und an der Bar», sagt Savary. Und zu besprechen gibt es laut Bachmann viel: «Die Radios müssen sich noch viel mehr anstrengen, um ihre Aufmerksamkeit zu sichern und die Reichweite zu halten. Digitalisierung und Internet haben auch die internationale Konkurrenz verschärft.» Die beiden sind sich aber einig, dass der Anlass – sowie auch das Medium Radio – Zukunft hat und sich weiterentwickeln wird. So verabschiedet sich Savary mit den Worten: «Vive la radio, vive le Swiss Radio Day!»

Hier sind weitere Videos und Impressionen zum Swiss Radio Day 2019 zu finden.