Ready, Set, Stop!

Aktuell 17.06.2020

Bei Filmschaffenden ist es ein Bestandteil des Berufs, dass sie öfter mal mit unbekannten Variablen und nicht planbaren Situationen konfrontiert werden. Aber die Krise hat die Branche hart getroffen: Mittendrin wurde ganz unverhofft auf Pause gedrückt. Das hat Auswirkungen auf fast alle laufenden und geplanten fiktionalen Grossproduktionen in der Schweiz.

Wenn bei Dokumentationen und Reportagen zur Zeit des Öfteren darauf verwiesen wird, dass diese während der Corona-Pandemie aufgezeichnet wurden, sind fiktionale Produktionen komplett blockiert. Denn Distanzregeln, plastikumhüllte Mikrofone oder Gesichtsmasken vor der Kamera sind wohl in keinem der Drehbücher vorgesehen – zumindest nicht bei den Grossproduktionen, die im Auftrag der SRG verfilmt werden. Beim Schreibprozess, welcher in den meisten Fällen mehrere Monate zurückliegt, konnten die Autorinnen und Autoren schliesslich noch nicht wissen, dass Zustände eintreffen, welche ein ideales Setting für einen Science-Fiction-Streifen hergeben würden. Dieses Genre wird derzeit von der SRG aber nicht bedient – weder bei den Serien noch den Kinofilmen.

Auf den letzten Drücker

Es war Freitag, der 13. als bei der vierteiligen Krimiparodie «Advent, Advent» von Natascha Beller und Patrick Karpiczenko die letzte Klappe fiel. Am darauffolgenden Montag rief der Bundesrat den Lockdown aus. Auf den letzten Drücker konnten die Dreharbeiten der weihnächtlichen Miniserie, mit Gabriel Vetter und Lara Stoll in den Hauptrollen, noch planmässig abgeschlossen werden. Aber so gross die Erleichterung darüber war, trotz gewissen Einschränkungen alles im Kasten zu haben, machte sich bei der Crew auch Ernüchterung breit. Denn für die Filmschaffenden gingen innert kürzester Zeit geplante Folgeaufträge auf anderen Sets futsch – diese wurden verschoben oder gleich ganz abgesagt.

 

Alle Szenen im Kasten

Komplett abgedreht ist auch das sechsteilige History-Drama «Frieden» von Michael Schärer. Die Produktion letztes Jahr dauerte rund drei Monate und dabei waren etwa 1200 Statisten, 70 Schauspielerinnen und Schauspieler – unter anderem Annina Walt, Max Hubacher und Dimitri Stapfer – und nochmals etwa 70 Crewmitglieder im Einsatz. Auch wir waren bei einem Drehtag im Glarnerland vor Ort und haben etwas Setluft geschnuppert. Derzeit wird der Nachkriegs-Serie in der Postproduktion noch der letzte Schliff verpasst, bevor diese dann im Herbst zur Primetime bei SRF zu sehen ist.

Setting auf Anfang

Verschoben werden musste hingegen der Dreh der romanischen Webserie «Metta da fein» von den beiden Nachwuchsregisseuren Carlo Beer und Urs Berlinger. Die Drehorte waren bereits definiert, der Cast bestätigt, die Crew gebucht und die weiteren Vorbereitungen in vollem Gange. Um ganze drei Monate hat sich die für ursprünglich April und Mai geplante Produktion im bündnerischen Vrin verzögert. Die Zeit bis zum Drehstart Mitte Juli wird nun in die Weiterentwicklung der Geschichte gesteckt – das Drehbuch wurde ein weiteres Mal überarbeitet und auch kleinere organisatorische Vorbereitungen für die Produktion getroffen. Wenn jetzt alles glatt läuft, erscheint die schwarze RTR-Komödie Ende Jahr.

Timeout für Cast und Crew

Die Dreharbeiten von «Wilder 3» mussten sogar schon vor dem allgemeinen Lockdown unterbrochen werden. Hauptdarstellerin Sarah Spale hatte sich beim Jagen eines Bösewichts am Knie verletzt. Für solche Unfälle von Darstellerinnen oder auch Regisseuren sind die SRF-Produktionen alle versichert. Bei einer Pandemie hingegen, greift diese Ausfallversicherung nicht. 27 Drehtage sollen nun noch im Verlauf des Sommers nachgeholt werden. Ausgestrahlt wird die dritte Staffel von «Wilder» voraussichtlich im Januar 2021. Die Filmbranche hat ein Schutzkonzept erarbeitet, in welchem unter anderem Verhaltens- und Hygieneregeln für alle Schweizer Produktionen definiert werden. «Das alles macht die Dreharbeiten noch komplexer als sie schon sind und führt auch dazu, dass die Produktionen teurer werden.» Sven Wälti, Leiter Film bei der SRG. Auch der Fall, dass Drehs wegen einer zweiten Welle erneut abgebrochen werden müssen, bereitet der Filmszene Kopfzerbrechen. Ein weiterer Lockdown könnte unter anderem auch eine neue TV-Dramaserie von SRF zum Thema Landwirtschaft sowie die beiden RTS-Serien «La Chance de ta Vie» und «Sacha» tangieren, welche für die nächsten Monate in Planung sind.

Mehr Serien aus der Schweiz für die Schweiz

Die SRG will die Anzahl Schweizer Serien langfristig verdoppeln und investiert dafür zusätzlich rund 15 Millionen Franken pro Jahr. Neu sollen die Produktionen in allen Regionen in drei Landesprachen ausgestrahlt werden. Mehr

Text: SRG Insider