Die SRG steht hinter der schweizerischen Solidarität

19.12.2017

Die SRG ist solidarisch: mit den sprachlichen Minderheiten, mit Menschen, die eine Sinnesbehinderung haben, und mit Menschen in Not. Diese Solidarität zeichnet die Schweiz aus und ist wichtiger Bestandteil des demokratischen Zusammenlebens.

Alle Bürgerinnen und Bürger in der viersprachigen Schweiz haben dasselbe Anrecht auf gute Radio-, Fernseh- und Onlineangebote: um informiert zu sein, um sich zu unterhalten, zu bilden, Sport zu schauen und mitzuwirken. Dafür steht die Schweiz ein, und dafür steht auch die SRG ein.

Die SRG verteilt die Gebühreneinnahmen fair, damit alle Unternehmenseinheiten gute Programme produzieren und sich gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen können. So beansprucht die grösste Sprachgruppe – die Deutschschweiz – von ihren 885 Millionen Franken Gebühreneinnahmen nur 525 Millionen für sich, 360 Millionen gibt sie an die französischsprachige, italienischsprachige und rätoromanische Schweiz ab. Die italienischsprachige Bevölkerung beispielsweise könnte sich kein Radio und Fernsehen leisten oder müsste für das jetzige Angebot über 2300 Franken Gebühren zahlen.

Hürdenfreier Zugang zum SRG-Medienangebot

Menschen mit einer Hör- oder Sehschwäche konsumieren genauso gerne Medien wie Menschen ohne Sinnesbehinderung. Auch unsere eingewanderten Mitbürgerinnen und Mitbürger sind an Information interessiert. Deshalb ist die SRG auch hier solidarisch. Für Menschen mit einer Hörbehinderung bietet sie rund die Hälfte aller SRF-Sendungen mit Untertitelung an. Bis 2022 sollen es sogar 80 Prozent werden. In der Hauptsendezeit zwischen 19 und 22 Uhr sind alle Fernsehprogramme auf den ersten Kanälen untertitelt. Eine täglich ausgestrahlte «Tagesschau»-Ausgabe wird in Gebärdensprache übersetzt. Und für Menschen mit einer Sehbehinderung produziert die SRG Hörfilme – auch Audiodeskription genannt. Bereits heute werden jährlich 420 Stunden Hörfilme angeboten, bis 2022 sollen es 900 Stunden werden.

Solidarisch mit Notleidenden im In- und Ausland

Die Glückskette verkörpert seit 70 Jahren die solidarische Schweiz, indem sie Spenden für Leidtragende von humanitären Katastrophen im In- und Ausland sammelt. Tony Burgener, Direktor der Glückskette, erläutert zum Auftakt von «Jeder Rappen zählt», weshalb es die Glückskette braucht und weshalb die SRG eine wichtige Partnerin der Stiftung ist.

Interview:

Tony Burgener, es gibt viele Hilfswerke. Weshalb kann die Schweiz nicht auf die Glückskette verzichten?

Wir arbeiten im Ausland mit 25 Schweizer Hilfswerken und in der Schweiz mit bis zu 50 Organisationen zusammen, die wir finanziell unterstützen. Wir sind also Geldgeber. Das heisst, wir sind nicht selber mit Projekten aktiv, sondern finanzieren sie. Die Bevölkerung hat Vertrauen in die Glückskette, weil sie den Mehrwert sieht, den sonst niemand bietet. Wir nehmen die Spenden nicht nur entgegen, sondern evaluieren die Hilfsorganisationen im In- und Ausland, analysieren die eingereichten Projekte und prüfen mit Experten vor Ort, ob die Gelder effizient eingesetzt werden. Ein weiterer Mehrwert ist das grosse Know-how, das wir uns in den letzten 70 Jahren erworben haben und mit den Hilfswerken teilen. Die Glückskette ist also nicht nur eine Sammelplattform, sondern auch eine Wissensplattform. Zurzeit ist Innovation ein grosses Thema in der humanitären Hilfe.

Wo liegen die Stärken der Glückskette?

Das System der Glückskette erlaubt uns, bei einer Katastrophe innerhalb kurzer Zeit viel Geld zu sammeln, um den Leidtragenden vor Ort schnell Hilfe zukommen zu lassen. Dies ist weltweit einzigartig. Wenn es die Glückskette nicht gäbe, würde jedes Hilfswerk versuchen, selber so viel Geld wie möglich zu beschaffen. Aber alle Hilfswerke zusammen würden nicht annähernd an unser Resultat herankommen. Die Schweiz ist Weltmeisterin im Spenden und die Glückskette Ausdruck der Schweizer Solidarität und Grosszügigkeit. Solidarität gehört zu den Schweizer Werten, ist Teil der Identität und den Schweizerinnen und Schweizern wichtig.

Was bringt die SRG der Glückskette?

Die SRG ist dank ihrer Radio- und Fernsehsender in der Lage, an einem Sammeltag eine Solidaritätswelle in der ganzen Schweiz zu erzeugen. Dies erreicht sie, indem sie parallel zu den Spendenaufrufen mit Reportagen, Berichten und Interviews die Probleme in den betroffenen Ländern und Gebieten aufzeigt. Wir haben festgestellt, dass die Drähte in der Telefonzentrale heisslaufen, sobald die «Tagesschau» einen Beitrag über das Krisengebiet zeigt. Bilder spielen nach wie vor eine wichtige Rolle. Beiträge mobilisieren die Schweizerinnen und Schweizer. Die Menschen müssen verstehen, was in den Ländern passiert. Dabei ist die Qualität der Berichterstattung ein wichtiger Aspekt.

Nun startet wieder die jährliche Sammelaktion «Jeder Rappen zählt». In früheren Jahren wurde Kritik laut, die Aktion reduziere das Spendenvolumen anderer Hilfswerke.

2015 war beispielsweise ein Rekordjahr, was die Spenden anbelangte. Es hat sogar das Jahr 2005 mit Tsunami und heftigen Unwettern in der Schweiz übertroffen. Die Spenden sind in den letzten Jahren nicht nur bei humanitären Katastrophen schweizweit gestiegen. Die sieben Millionen Franken, die im Rahmen von «Jeder Rappen zählt» gesammelt wurden, nehmen sich bei einem Gesamtvolumen von 1,7 Milliarden Franken bescheiden aus. Insofern kann ich diese Kritik nicht nachvollziehen. «Jeder Rappen zählt» hat aber den Vorteil, dass es ein Publikum erreicht, das sonst eher schwer zu erreichen ist, nämlich die Jungen. Diese können sich mit Aktionen selber einbringen. Wenn sie dann nach Luzern fahren und dort das gesammelte Geld voller Stolz abliefern, sensibilisiert dies die nächsten Generationen für die Probleme dieser Welt und führt die Spendentradition weiter.

Sie sind fast sechs Jahre Direktor der Stiftung. Welches war Ihr schönstes Erlebnis?

Es sind nicht die schönsten, aber interessantesten Momente: die Besuche im Feld. Dies hat wohl auch damit zu tun, dass ich mich als ehemaliger IKRK-Delegierter in Kriegsregionen nicht unwohl fühle. Der letzte Besuch im Irak war für mich von der politischen Brisanz und Komplexität her spannend. Wenn ich sehe, wie sich die Hilfswerke in den letzten Jahren entwickelt haben, wie sie sich in dieser komplexen Welt neu aufstellen, dann sind dies die Momente, in denen ich mir denke, dass es sich lohnt, dafür einzustehen und sich dafür einzusetzen. 

Die Glückskette hat in 70 Jahren viel vollbracht:

  • 1,7 Milliarden Franken gesammelt
  • 209 Millionen Franken für von Unwettern betroffene Menschen in der Schweiz eingesetzt
  • 35 Millionen Franken zugunsten von Menschen in einer finanziellen Notsituation in der Schweiz investiert
  • 195 Spendenaufrufe gemacht
  • 3550 humanitäre Projekte durchgeführt
  • in 70 Ländern aktiv gewesen
  • mit 25 Schweizer Hilfswerken zusammengearbeitet