Frieden

Dimitri Stapfer, Max Hubacher und Annina Walt (v.l.n.r). Bild: SRF / Sava Hlavacek

Es ist Frühling 1945 – in der Schweiz herrscht Aufbruchstimmung, insbesondere bei der jungen Generation. Klara Frey (Annina Walt), Tochter einer Fabrikantenfamilie, arbeitet in einem Flüchtlingsheim. Dort trifft sie auf Kinder und Jugendliche, die das KZ überlebt haben. Diese Begegnung erschüttert ihren Glauben ans Gute im Menschen und löst einen heftigen Konflikt mit ihrer Familie und ihrem Ehemann Johann Leutenegger (Max Hubacher) aus, der soeben das Familienunternehmen von Klaras Vater übernommen hat. Klaras Gerechtigkeitssinn verbindet sie mit ihrem Schwager Egon Leutenegger (Dimitri Stapfer). Der engagierte Bundesbeamte setzt sich dafür ein, dass die in die Schweiz geflüchteten Nazis ihre gerechte Strafe erhalten. 

Interview mit Protagonistin Annina Walt

Interview mit Protagonist Dimitri Stapfer

Trailer

Interview mit Drehbuchautorin Petra Volpe

Frau Volpe, Sie haben eine Serie zur Schweizer Nachkriegsgeschichte geschrieben. Finden Sie, dass dem Thema bislang zu wenig Beachtung geschenkt wurde?

Meines Wissens ist es die erste Serie zu diesem spezifischen Thema. Es gibt zwar einige sehr gute Filme, welche die Schweiz während des Kriegs thematisieren. Die Nachkriegszeit hingegen ist medial wenig verarbeitet worden, obwohl sie inzwischen von Historikerinnen und Historikern gut erforscht ist. Ich habe auch während meiner Schulzeit kaum etwas über die Nachkriegszeit gelernt, obwohl diese Jahre so prägend waren für unser Land.

Wie viel historische Wahrheit steckt in der Serie? 

Der Schreibprozesses begann mit einer sehr langen Recherchephase. Die Figuren und Ereignisse basieren auf wahren Begebenheiten. Die Firma Frey ist erfunden, aber was dort stattfindet, ist ein Amalgam von Geschäftspraktiken, die es so tatsächlich gegeben hat. Ich habe diese Praktiken einfach gebündelt anhand einer Firma dargestellt. Auch in eine Filmfigur sind manchmal mehrere Personen geflossen. Kurz: Ich habe verdichtet und dramatisiert. Im Laufe des ganzen Prozesses habe ich intensiv mit Historikerinnen und Historikern zusammengearbeitet, um sicherzugehen, dass die Geschichte im Kern so nahe an der Realität bleibt wie möglich. 

Was hat Sie bei den Recherchen zu «Frieden» am meisten überrascht?

Dass die Schweiz so aktiv und willig war, Nazis in unserem Land «überwintern» zu lassen. Wenn man die Protokolle der Bundesanwaltschaft liest, dann kann man nur staunen über die absichtliche Stümperhaftigkeit. Eine meiner Lieblingsanekdoten war, dass zwei Beamte der Bundesanwaltschaft einem Nazi auf der Spur waren und ihn beschatteten. Als der Nazi in einen Zug einstieg, folgten die beiden ihm nicht – weil sie kein Billett hatten. Leider hat es diese Geschichte nicht in die Serie geschafft, das wäre dann eher die Komödienversion von «Frieden» gewesen.

Der Titel «Frieden» und der Drehort – das Glarner Örtchen Ennenda – lassen vermuten, dass es sich bei der Serie um einen idyllischen Schweizer Heimatfilm handelt. 

Es ist schon ein Heimatfilm – aber «Frieden» ist alles andere als idyllisch. Die Serie eröffnet einen Blick auf eine Zeit, die nicht gerade rühmlich war. Aber die Nachkriegszeit ist Teil unserer Geschichte und die Leute in der Schweiz wissen wenig darüber. 

«Frieden» wird auch in Deutschland und Frankreich zu sehen sein. Warum funktioniert dieser Schweizer Stoff auch im Ausland?

Bei «Frieden» geht es im Kern um universelle Themen. Es geht um Verantwortung und um Gerechtigkeit versus Profit. Das betrifft nicht nur die Schweiz. Jedes Land und jeder Mensch hat diese dunklen Ecken.

Warum haben Sie sich beim Stoff von «Frieden» nicht für einen Kinofilm wie bei «Heidi» oder «Die göttliche Ordnung» entschieden, sondern für eine sechsteilige Dramaserie?

Der Stoff war zu umfangreich. Dafür hat sich ein Serienformat viel besser geeignet als ein Film. Ich wollte romanhafter und breiter erzählen, eher wie ein Kaleidoskop.

Was soll die Serie bei den Zuschauerinnen und Zuschauern auslösen?

Ich wünsche mir bei jedem meiner Filme, dass bei den Menschen im besten Fall eine Tür aufgeht und ein kleiner Perspektivenwechsel stattfindet. Am Ende geht es mir um Empathie und auch darum, dass wir unsere Geschichte nicht vergessen. Wir sind verbunden mit der Vergangenheit, denn diese bestimmt auch unsere Gegenwart.

«Frieden» ist alles andere als idyllisch.

Eckdaten «Frieden»

  • Regie: Michael Schaerer
  • Idee und Drehbuch: Petra Volpe
  • Cast: Annina Walt, Max Hubacher, Dimitri Stapfer, Stefan Kurt, Sylvie Rohrer, Therese Affolter und viele weitere
  • Produzenten: Lukas Hobi und Reto Schärli (Zodiac Pictures)
  • Produktion: Zodiac Pictures in Koproduktion mit SRF und Arte
  • Dreharbeiten: 13. Mai bis 28. August 2019 in Glarus, Zürich, Fribourg, Luzern und Bern
  • Ausstrahlung: Seit dem 7. November 2020 sind  auf Play Suisse alle sechs Folgen in allen Sprachversionen (Deutsch/Französisch/Italienisch) verfügbar.