«Ich hatte keine Ahnung, wie man einen Film macht. Und das war gut so!»

Aktuell 18.03.2021

Heute Abend geht es los mit den Schweizer Jugendfilmtagen. Eröffnet wird das diesjährige Online-Festival mit dem Film «Verzasca in Red» von Jung-Regisseurin Nadina Dollie. Im Interview erzählt die ETH-Studentin von ihrer Filmidee, den turbulenten Dreharbeiten im Tessin und der Zusammenarbeit mit ihren Mentorinnen.

Nadina Dollie

Nadina Dollie ist 25 Jahre alt und studiert Architektur an der ETH Zürich. Nebenbei produzierte sie letzten Sommer ihren ersten Film: «Verzasca in Red». Als sie letzten Frühling am Pitchingwettbewerb «Klappe Auf!» die Idee für ihren Film vorstellte, stand das Drehbuch bereits zu grossen Teilen. Und es überzeugte die Jury: Sie ging als Gewinnerin aus dem Wettbewerb hervor. Doch es kam einiges anders als geplant. 

Nadina, wie konkret war deine Filmidee für «Verzasca in Red», als du diese an den letztjährigen Schweizer Jugendfilmtagen präsentiert hast?

Ich habe im Sommer 2019 mit der Arbeit am Drehbuch begonnen und es Anfang 2020 fertiggestellt. An den letztjährigen Jugendfilmtagen konnte ich also bereits ein ziemlich konkretes Projekt vorstellen. Auch meine Crew hatte ich schon teilweise beisammen. Doch dann lernte ich meinen Kameramann kennen: Alvaro Kreyden. Er stellte mein Skript in Frage und so kam es, dass wir das Drehbuch drei Tage vor Drehbeginn zu 80 Prozent umgeschrieben haben. 

Das klingt anstrengend. Lief dafür die Produktion wie geplant?

Nein, das kann ich nicht behaupten. Ich muss dazu sagen, dass ich keine Ahnung hatte, wie man einen Film macht – und das war gut so. Ehe ich mich versah, hatte ich ein Team von 25 Leuten für die Filmproduktion zusammen, die mit fünf Autos und einem Materialtransporter ins Tessin fuhren. Als wir dort ankamen, erfuhr ich, dass uns die Drehbewilligung für unsere erste Location entzogen werden sollte, da eine andere Filmcrew zur gleichen Zeit am gleichen Ort drehte. Glücklicherweise haben wir eine Lösung gefunden. Alles in allem war es eine recht sportliche Aktion: Wir drehten den Film in nur sieben Tagen. 

«Ehe ich mich versah, hatte ich ein Team von 25 Leuten für die Filmproduktion zusammen, die mit fünf Autos und einem Materialtransporter ins Tessin fuhren.»

Nadina Dollie

Wer den Pitchingwettbewerb «Klappe Auf!» für sich entscheidet, gewinnt drei Coachings für das eigene Filmprojekt. Wie hast du deine Coachings eingesetzt?

Ich bekam Unterstützung von Myriam Flury. Den Kontakt hat mir Katja Morand, Direktorin der Schweizer Jugendfilmtage, vermittelt. Myriam ist Filmeditorin und hat mir beim Schnitt geholfen. Ich habe meine Coachings also erst in der Post-Production eingezogen, denn in der Pre-Production konnte ich auf die Erfahrung meines Kameramanns und seiner Bekannten der Zürcher Hochschule der Künste zählen. Ausserdem stand ich in ständigem Austausch mit Katja Morand. Sie hat das Projekt eng begleitet. Kritik anzunehmen ist zwar nicht ganz einfach, gerade wenn man mitten im Projekt steckt. Das Mentoring war aber sehr wertvoll. 

Was haben dir die Coachings gebracht?

Ich habe viel erfahren über die Art und Weise, wie man eine Filmproduktion strukturiert. Gleichzeitig habe ich auch gelernt, dass ein bisschen Chaos dazu gehört und Schaffenskrisen Teil des Prozesses sein dürfen. Schliesslich lässt sich nicht alles planen und kontrollieren.

«Ich habe viel erfahren über die Art und Weise, wie man eine Filmproduktion strukturiert.»

Nadina Dollie

Und wie geht es jetzt weiter?

Heute Abend feiert «Verzasca in Red» Weltpremiere an den Schweizer Jugendfilmtagen. Darauf freue ich mich sehr. Ich bin aber auch ein bisschen nervös. Es ist ein Meilenstein, ein Moment, um zurückzuschauen auf das, was wir in den letzten eineinhalb Jahren geschaffen haben. Gleichzeitig stecke ich mitten im Praktikum für meinen Bachelor in Architektur. Ob ich irgendwann ganz auf den Film setzen will, weiss ich noch nicht. Die Motivation ist auf jeden Fall da. Aber ich brauche jetzt mal eine Pause.

Alle Gewinnerfilme von «Klappe auf!» auf Play Suisse

Die SRG unterstützt die Schweizer Jugendfilmtage seit 2016 als Medienpartnerin und setzt damit ein wichtiges Zeichen für die Nachwuchsförderung im Schweizer Filmschaffen. Als Sponsorin des Pitchingwettbewerbs «Klappe Auf!» ermöglicht sie jungen Regisseurinnen und Regisseuren, ihre Filmidee mit der Unterstützung von Expertinnen und Experten zu realisieren. Coachings sind in den Bereichen Drehbuch, Kamera, Schauspielführung, Animation, Beleuchtung, Schnitt und Auswertung möglich. Den Wettbewerb «Klappe Auf!» gibt es seit 2016. Alle Kurzfilme, die daraus hervorgingen, sind ab Mai 2021 in einer Sonderkollektion auf Play Suisse verfügbar – zusammen mit den fünf Gewinnerfilmen der diesjährigen Ausgabe der Schweizer Jugendfilmtage.

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